Der Winter ist eine Zeit, in der unser Körper besonderen Schutz und Unterstützung benötigt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Winter als eine Phase der Ruhe und des Rückzugs betrachtet, in der es wichtig ist, die innere Wärme zu fördern und das Qi (Lebensenergie) zu stärken. Eine der effektivsten Methoden, um dies zu erreichen, ist die Verwendung von wärmenden Gewürzen in der Ernährung. Innerhalb der TCM werden Nahrungsmittel nicht nur nach ihren Nährwerten, sondern auch nach ihren temperaturverändernden Eigenschaften und ihrer Wirkung auf verschiedene Funktionsbereiche (fünf Wandlungsphasen) eingeteilt. Diese Gewürze können Ihnen helfen, Ihr Wohlbefinden in der kalten Jahreszeit zu verbessern.
Ingwer
Ingwer ist eines der bekanntesten wärmenden Gewürze in der TCM. Er hat die Fähigkeit, die Durchblutung zu fördern und die Körpertemperatur zu erhöhen. Ingwer wird oft in Tees oder als Gewürz in warmen Gerichten verwendet. Er ist besonders hilfreich bei Erkältungen und kann das Immunsystem stärken. Auch wirkt Ingwer gegen Übelkeit und ist eine wunderbare Ergänzung zur winterlichen Küche.
Zimt
Zimt ist ein weiteres hervorragendes wärmendes Gewürz, das in der TCM geschätzt wird. Er hat eine süße, wärmende Wirkung und wird häufig in winterlichen Gerichten und Getränken verwendet. Zimt kann die Verdauung fördern und den Blutzuckerspiegel regulieren, was besonders wichtig ist, um Heißhungerattacken in der kalten Jahreszeit zu vermeiden. Verwendet wird dabei die Zimtrinde, welche entweder gemahlen in die Gerichte gemischt oder als ganze Zimtstange in den Tee gestellt wird.
Bei einer beginnenden Erkältung mit Frösteln und kalten Füßen kann ein heißer Tee aus frischen Ingwerscheiben und Zimt den Körper durchwärmen und eine Erkältung möglicherweise verhindern. Der Effekt lässt sich durch Zugabe von Honig oder braunem Zucker verstärken, wobei darauf geachtet werden sollte, den Zucker sparsam zu verwenden.
Nelken
Nelken sind nicht nur aromatisch, sondern auch wärmend. Sie haben eine starke Wirkung auf das Yang-Qi, das für Wärme und Energie im Körper verantwortlich ist. Nelken können in Tees, Gebäck oder herzhaften Gerichten verwendet werden und sind besonders hilfreich bei der Linderung von Kälteempfindungen. Bereits im 3. Jahrhundert vor Christus wurden Nelken als Mittel gegen Mundgeruch am kaiserlichen Hof eingesetzt. Nelkenöl zeigt eine gute Wirkung bei Zahnschmerzen, wenn es direkt auf den schmerzenden Zahn getropft wird.
Kreuzkümmel
Kreuzkümmel hat eine wärmende Wirkung und wird oft in der indischen und nahöstlichen Küche verwendet. In der TCM wird er geschätzt, weil er die Verdauung unterstützt und das Qi anregt. Kreuzkümmel kann in Suppen, Eintöpfen und Currys verwendet werden, um den Körper von innen heraus zu wärmen.
Pfeffer
Bereits um 100 n. Chr. importierten die Chinesen schwarzen Pfeffer aus Java. Er hat eine sehr hohe Temperaturwirkung und einen scharfen Geschmack. In der TCM wird Pfeffer zur Schmerzstillung bei kältebedingten Bauchschmerzen und bei Appetitlosigkeit eingesetzt. Eine Rezeptur aus Ingwer und schwarzem Pfeffer kann gegen Übelkeit und Erbrechen helfen, indem frischer Ingwer leicht angedünstet, gemahlener schwarzer Pfeffer hinzugegeben und das Ganze mit Wasser aufgekocht und in kleinen Schlucken getrunken wird.
Sternanis
Sternanis gehört zu den Magnoliengewächsen und wird in China seit vielen Hundert Jahren angebaut. Seit dem 16. Jahrhundert wird er nach Europa exportiert. Sternanis wird in China zur Würzung von Tee, Suppen und Süßigkeiten verwendet und wirkt gegen kältebedingte Bauchschmerzen sowie Lumbalgien und „Schwellungen im Unterleib“. Sternanis ist ein Hauptbestandteil des 5-Düfte-Pulvers, das aus Sternanis, Nelken, Zimt, Szechuan-Pfeffer und Fenchelsamen besteht und in China in vielen Fleisch- und Gemüsegerichten verwendet wird.
Muskatnuss
Die getrockneten Samen des Muskatnussbaumes sind in China schon sehr viel länger als in Europa bekannt und werden dort vor allem als Arzneimittel eingesetzt. Muskatnuss hilft bei chronischem, kältebedingtem Durchfall, blockierter Verdauung und Appetitlosigkeit. Sie wirkt wärmend und stützt das Qi und Yang im Körper. Allerdings sollte Muskatnuss, wie auch die anderen vorgestellten Gewürze, nicht bei stark entzündlichen Zuständen eingesetzt werden, da sich die Beschwerden sonst verschlimmern könnten.
Kardamom
Kardamom ist in China ein beliebtes Gewürz, das die Verdauung unterstützt und Blähgefühle nach dem Essen lindert. Außerdem verleiht es Gerichten einen besonderen Geruch und Geschmack.
In westlichen Kulturen verwenden wir ebenfalls wärmende Gewürze wie Nelken, Zimt, Lorbeerblätter und Wacholderbeeren, insbesondere in kräftigen Wildgerichten. Wildfleisch hat in der chinesischen Ernährungslehre ebenfalls stark wärmende und das Yang-Qi stützende Eigenschaften und sollte am besten in der kalten Jahreszeit gegessen werden. Diese Ähnlichkeiten in den Ernährungsempfehlungen zeigen, wie universell die Prinzipien wärmender Gewürze sind.
Ein interessanter Fakt für Liebhaber von Zitrusfrüchten im Winter: Während die Schale von Orangen und Zitronen wärmende Eigenschaften besitzt, wirkt das Fruchtfleisch stark kühlend und sollte nicht im Übermaß verzehrt werden. Dies steht im Widerspruch zu westlichen Ernährungsempfehlungen, die eine reichliche Vitamin-C-Zufuhr im Winter propagieren. Alternativ können Kohl oder Paprika als Vitamin-C-Quellen genutzt werden. Oder genießen Sie frische saftige Orangen direkt nach einer warmen Mahlzeit, um den kühlenden Effekt abzumildern. Achten Sie auch darauf, dass das Vitamin C in Zitrusfrüchten hitzeempfindlich ist. Verwenden Sie daher den Saft nicht in kochendem Wasser. Stattdessen können Sie einen Tee aus Zimt und Ingwer trinken und anschließend eine Orange essen.